Ein überwiegend gutes, streckenweise sehr gutes Niveau zeichnete die Leichtathletik-Landesmeisterschaften der A-Jugend (U20) und A-Schüler/Schülerinnen (U16) im Göttinger Jahnstadion aus. In neun Disziplinen waren die Ergebnisse besser als im vergangenen Jahr in Papenburg und Leistungen in Bereichen nationaler Spitze waren durchaus keine Seltenheit. Daran konnten auch die miserablen Wetterbedingungen am Samstag nichts ändern.
Der sportliche Teil - Marie Kreikenbohm überragend
Außerordentlich erfolgreich zogen sich beim Heimspiel die Athletinnen und Athleten der LG Göttingen aus der Affäre. Die LGG gehörte mit fünf Titeln, zwei zweiten und drei dritten Plätzen sowie 13 Finalplatzierungen zu den erfolgreichsten Vereinen dieser Meisterschaften.

Mit drei Titeln war Marie Kreikenbohm eine der erfolgreichsten Teilnehmerinnen der Titelkämpfe. Die M15-Schülerin bestätigte ihre Ausnahmestellung zum wiederholten Mal. Obwohl leicht angeschlagen, setzte sie sich am Sonnabend im Speerwurf mit 38,42 Metern mehr als eindeutig durch. Am Sonntag folgte mit etwas Glück der zweite Titel im Stabhochsprung bei gleicher Höhe (2,90 Meter) mit der Zweitplatzierten und auch im Kugelstoß war die Gymnasiastin aus Uslar nicht zu bezwingen. Im letzten Durchgang flog das 4-kg-Gerät auf 11,57 Meter. Diese Weite bedeutete Titel Nummer drei.
In der männlichen Jugend A wurde Paul-Lennart Kruse mit einer starken taktischen Leistung seiner Favoritenstellung über 1.500 m absolut gerecht. Sein Zugewinn an Spurtstärke schlug sich nieder, als er nach dem zwischenzeitlichen Abgeben der Führungsarbeit schließlich 150 Meter vor dem Ziel die Konkurrenz förmlich stehen ließ und in 4:10,96 Minuten seinen zweiten Landestitel in der A-Jugend gewann. Ein kleiner Wermutstropfen blieb - durch das meisterschaftstypische Rennen mit einem taktischen Mittelteil gelang die ersehnte Qualifikationszeit für die Deutschen Meisterschaften (4:07,00) noch nicht. Am zweiten Tag startete Kruse mit Außenseiterchancen erneut, musste übr 3.000 Meter aber eine dreiköpfige Spitzengruppe ziehen lassen. Am Ende reichte es für den vierten Platz mit nicht ganz zufriedenstellenden 9:07,84 Minuten.
Zu einem hochdramatischen Duell entwickelte sich der Weitsprung zwischen Titelverteidiger Jan Brunken und dem norddeutschen Vizemeister Tim-Kelly Pahnke (MTV Hanstedt). Bis zum letzten Durchgang führte der Lokalmatador noch mit 6,82 Metern, dann legte sein Konkurrent mit 6,90 Metern nach. Im letzten Sprung der Konkurrenz konnte sich Brunken auf 6,88 Metern steigern, für den erneuten Titelgewinn fehlten damit ganze zwei Zentimeter. Beide Springer, die im Winterhalbjahr verletzungsbedingt einige Monate pausieren mussten, waren der übrigen Konkurrenz weit überlegen. Mit 23,16 Sekunden qualifizierte Brunken sich auch für das Finale über 200 m, verzichtete aber aufgrund einer Erkältung auf die Teilnahme.
In der weiblichen Jugend A setzt sich das erfolgreiche Comeback von Lisanne Rieker fort. Die ehemalige Deutsche B-Jugendmeisterin glänzte sowohl im Dreisprung als Dritte in einer ganz starken Konkurrenz mit 12,33 Metern und als Siebte im Weitsprung (5,43 Meter). Erneut mit persönlichem Rekord überzeugen konnte Antonia Reinecke Mit 30,22 Metern im Diskuswurf belegte sie in einem Feld durchweg deutlich älterer Werferinnen den fünften Platz. Mit dem Hammer erzielte Elena Gerland ebenfalls persönliche Bestleistung (34,76 Meter) und wurde Sechste. Eine noch bessere Platzierung erzielte hingegen Hannah Quittkat. Ihre 64,63 Sekunden über 400 m Hürden bedeuteten den dritten Platz und die Qualifikation für die Deutschen Jugendmeisterschaften.
In jeder Hinsicht den hohen Erwartungen gerecht wurde Zara Moschner über 80 m Hürden. Bereits im Vorlauf konnte sie ihre Bestzeit auf 12,01 Sekunden steigern und setzte sich im Finale in 12,11 Sekunden gegen die absolut chancenlose Konkurrenz durch. Unerwartet aber umso erfreulicher kam hingegen die Vizemeisterschaft von Daya Södje im Hochsprung. Ihre neue Bestleistung von 1,57 Metern sprang sie im ersten Versuch und war dadurch ihrer Konkurrenz gegenüber im Vorteil.
Erneut verbessern konnte sich auch Tobias Rieker im Weitsprung, in dem er mit 5,73 Metern unerwartet Dritter wurde. Henrik Steenken kam in einem enorm schnellen 1.000-m-Rennen in 2:44,24 Minuten auf den vierten Platz und verbesserte seine Bestzeit damit um sieben Sekunden.
Ergebnisse aus dem Jahnstadion
Sehr gelungene Organisation - aber leider geringe Zuschauerzahlen
Rita Girschikofsky, Präsidentin des niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes, die üblicherweise NLV/BLV-Meisterschaften durch ihre Anwesenheit erfreut, hatte für die Titelkämpfe der A-Jugend und A-Schüler im Göttinger Jahnstadion kurzfristig ihr Erscheinen abgesagt. Auf der Suche nach dem Grund war man sich im Organisationskomitee schnell einig: „Rita weiß mittlerweile, dass sie uns bedenkenlos die Durchführung der Wettkämpfe überlassen kann und ist daher zuhause geblieben.“ Tatsächlich gab es auch kaum einen Anlass, an dieser Theorie zu zweifeln und für das grausame Wetter am Samstag konnten die Organisatoren des NLV-Kreises schließlich auch nichts. Nahezu alles verlief zur Zufriedenheit der 800 Aktiven sowie der vielen Trainer und Betreuer. Daran änderte auch der kurzzeitige Ausfall der elektronischen Zeitmessung am Sonntag nichts.


Das Wettkampfbüro hatte die Lage voll im Griff. Der Tenor vieler wettkampferfahrener Funktionäre und Trainer war eindeutig: Göttingen hat das beste niedersächsische Stadion zur Durchführung überregionaler Leichathletikmeisterschaften. Kleine Wermutstropfen betreffen die Hammerwerfer, die vom eigentlichen Geschehen ausgegliedert ihre Wettkämpfe auf dem Wurfplatz südlich des Jahnstadions durchführen müssen und die mittlerweile doch arg in die Jahre gekommene Beschallungsanlage. Mussten sich die Anwesenden am Sonnabend noch bei Dauerregen und kaum mehr als zehn Grad unter das Tribünendach verkriechen, hatte der Wettergott Sonntag ein Einsehen. Das Thermometer kletterte zwar auch nur auf 18 Grad, gefühlt war es aber bei viel Sonne und Windstille nahezu sommerlich. So hatten sich auch deutlich mehr Zuschauer eingefunden, die aber nach Eindruck des Ausrichters doch weit überwiegend dem Umfeld der Leichtathletik entstammten. Mit diesen Problemen hat die Sportart allerdings bundesweit zu kämpfen. Konzepte, die Attraktivität der Wettkämpfe für Zuschauer zu erhöhen, tragen nur bei mit internationalen Topathleten besetzten Meetings Früchte. Ansonsten ist man weitgehend unter sich. Das mag beklagenswert sein, aber anscheinend muss man sich damit arrangieren. Bemühungen, überregionalen Meisterschaften einen gewissen Eventcharakter zu verleihen, misslingen mit schöner Regelmäßigkeit. Dennoch wird es auch 2011 im Jahnstadion vermutlich wieder Landesmeisterschaften geben. Der NLV-Kreis bemüht sich um die Ausrichtung der Titelkämpfe Langstrecken und Langstaffeln.