Angesichts der eher ungünstigen Vorzeichen liefen die Norddeutschen Meisterschaften der Männer, Frauen und U18-Jugend für die LGG durchaus passabel. Die äußeren Bedingungen im Jahnstadion erwiesen sich allen Vorhersagen zum Trotz als ordentlich, auch wenn sich die niedrigen Temperaturen am Sonntagvormittag nicht unbedingt positiv auf die Leistungen auswirkten. Der NLV-Kreis Göttingen hatte zum wiederholten Mal die Organisation der Wettkämpfe voll im Griff und so kann man resümierend von einer gelungen Veranstaltung sprechen.
Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass nur ein einziger Titel in Göttingen blieb. Für die Trainingsgruppe von Frank Reinhardt hatte sich bereits im Vorfeld ein Fiasko angekündigt. War bereits seit Wochen klar, dass der Start der hohen Favoritin Neele Eckhardt im Dreisprung der Frauen aufgrund ihrer Knieverletzung unmöglich sein würde, nahm das Debakel mit einem im Training erlittenen Steißbeinanbruch von Lisanne Rieker und Rückenproblemen von Anna-Marleen Wolf seinen Lauf. So blieb von den sicher geglaubten Medaillen nur eine in Göttingen. Anna Schmotz stellte sich vor heimischem Publikum in sehr guter Verfassung vor und wurde nicht nur Vizemeisterin im Dreisprung mit 12,35 Metern, sondern am zweiten Tag der Wettkämpfe auch noch Siegerin im Weitsprung mit Einstellung ihrer Jahresbestleistung von 5,82 Metern. Etwas unglücklich verliefen dagegen beide Wettkämpfe für Thea Schmidt, der mit 12,04 Metern im Dreisprung (4.) und 5,69 Metern im Weitsprung (5.) der erhoffte Medaillenrang verwehrt blieb.
Frohe Gesichter konnte man hingegen bei den Mittel- und Langstrecklern von Trainer Wilhelm Graeber betrachten. Über 5000 m war nach dem Ausfall des stark eingeschätzten Paul Mengeringhausen Jasper Cirkel der Schnellste aus dem verbliebenen Trio der LGG, der sich aber heftigster Angriffe von Routinier Sebastian Hanelt erwehren musste und in neuer Bestzeit von 15:13,40 Minuten gerade noch einen knappen Vorsprung ins Ziel retten konnte. Hanelt war mit 15:13,91 Minuten so schnell wie seit Jahren nicht mehr und auch der noch um ein Jahr ältere Andreas Gerrits kam nach 15:21,51 Minuten auf einem guten achten Platz ins Ziel. Bei den Frauen pulverisierte Alexandra Scholz ihre Bestzeit nahezu. Mit 17:52,84 Minuten wurde sie bei ihrer ersten Meisterschaft auf der Bahn gleich Dritte und war zudem beste niedersächsische Läuferin. Josephine Mintel konnte in der zweiten Rennhälfte nicht mehr dagegen halten und kam mit 18:09,76 auf den fünften Platz.
Anne Spickhoff – noch dem jüngeren U20-Jahrgang angehörig – lief in der Frauenklasse über 1500 m ein couragiertes Rennen und lag bis 300 Meter vor dem Ziel auf dem zweiten Rang, ehe sie dem hohen Tempo Tribut zollen musste. Dennoch reichte es in 4:40,22 Minuten zu neuer Bestzeit und einem sehr guten sechsten Platz. Umgekehrte Vorzeichen bei Bruder Lars in der U18-Jugend: Er ging sehr verhalten an, ließ in der zweiten Rennhälfte den einen oder anderen Konkurrenten noch hinter sich und konnte sich mit 4:24,27 Minuten auch über einen sechsten Platz und eine persönliche Bestzeit freuen.
Das traf auch für Lisa Jung zu, die wie Anne Spickhoff noch dem jüngeren U20-Jahrgang angehört und bei den Frauen über die Stadionrunde startete. Trainer und Vater Karsten Jung hatte insgeheim auf eine Normerfüllung für die Deutschen Jugendmeisterschaften gehofft und tatsächlich blieb die Mehrkämpferin als Siegerin ihres Zeitlaufes und Siebte des Gesamtklassements in 58,32 Sekunden deutlich unter den geforderten 58,70 Sekunden: sicherlich eines der Highlights aus LGG-Sicht.
Auch Ilse Bannenberg konnte mit ihren Werferinnen und Werfern durchaus zufrieden sein. Am ersten Tag der Meisterschaften verbesserte Lukas Deserno seine Kugelstoßbestweite gleich um über einen halben Meter auf 14,88 m und wurde damit Dritter. Im Diskuswurf standen gleich zwei Göttinger auf dem Treppchen. Deserno, der mit Rückenproblemen in den Wochen zuvor kaum trainieren konnte, wurde mit 44,23 Metern Vizemeister. Hinter ihm steigerte sich Arne Dittrich auf 41,40 Meter und wurde damit Dritter. Bei den Frauen blieb Luisa Peter mit 39,07 Metern im Rahmen ihrer Möglichkeiten und wurde Fünfte. Elena Gerland kam mit 33,39 Metern auf den neunten und darüber hinaus mit 9,85 Metern im Kugelstoß auf den siebten Platz.
Im Weitsprung der Männer herrschten am Sonntagvormittag noch kühle Temperaturen und so blieben die Weiten auf einem relativ dürftigen Niveau. Bester LGGer war wieder einmal Jonas Klack, der als Dritter mit 7,06 Metern den Sprung aufs Treppchen schaffte. Die üblichen Anlaufprobleme verhinderten für Jan Brunken einen besseren als den vierten Rang. Mit 6,90 Metern blieb er 12 cm und einen Rang vor Florian Rieker, der mit 6,78 Metern seiner Bestleistung sehr nahe kam. Alle drei Schützlinge von Trainerin Silke Reinhardt sprangen ihre besten Weiten übrigens im letzte Durchgang. Phillip Rietz wurde mit Einstellung seiner Jahresbestleistung von 2,00 Metern Vierter im Hochsprung. Malte Jäger drohte schon bei der Anfangshöhe von 1,84 Metern zu scheitern, übersprang diese aber noch im dritten Versuch und konnte letztlich mit Rang 6 und 1,97 Metern durchaus zufrieden sein. Rietz startete zuvor noch im Dreisprung und hatte sich hier mehr als 13,80 Meter und den sechsten Platz ausgerechnet. Im Hochsprung der Frauen war Daya Södje mit ihrem siebten Platz von 1,60 Metern sicherlich zufrieden, nicht so sehr vielleicht mit der Höhe. Über 100 m der Männer erreichten Christian Küchler und Jan Brunken den Zwischenlauf, waren hier aber chancenlos. Jonas Klack und Max Lange waren in Runde 1 gescheitert. Christian Küchler schaffte es über 200 m trotz Erkältung ins B-Finale, in dem er mit 22,78 Sekunden Dritter wurde. Die mit Medaillenchancen gestartete 4 x 100-m-Staffel der LGG musste nach einem Fehler beim zweiten Wechsel passen.
Die der U16-Klasse angehörige und von Klaus Rohlfing trainierte Johanna Hillebrand qualifizierte sich bei den U18 über 100 m einigermaßen überraschend für den Zwischenlauf, steigerte sich hier auf 12,90 Sekunden und verfehlte das Finale nur um 13 Hundertstelsekunden. Auch über 200 m offenbarte die junge Sprinterin ihr Talent, lief mit 26,82 Sekunden im Vorlauf neue Bestzeit und wäre damit im B-Finale gewesen, wenn denn eins stattgefunden hätte. Im Weitsprung blieb die bis dato beste niedersächsische W15-Springerin mit 4,90 Metern und dem zwölften Platz unter ihren Möglichkeiten.
Bildergalerie von Volker Hillebrecht