Mit der Norm für die Weltmeisterschaften in Budapest bereits im Gepäck startete Dreispringerin Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) in die Freiluftsaison. Dann der Schock: Bei einem Wettkampf Ende Mai im französischen Forbach verletzt sie sich im letzten Versuch, sodass sie die komplette Saison absagen und damit auf ihren Start bei den Weltmeisterschaften verzichten musste.
„Ich habe gemerkt, dass etwas passiert ist, aber es hat sich zu keinem Zeitpunkt nach einer sehr schlimmen Verletzung angefühlt“, sagt sie im Rückblick. Die Ärzte sind sich uneinig. Weder der genaue Zeitpunkt der Verletzung noch eine klare Diagnose können festgemacht werden. Es ist von einem Bone Bruise die Rede und das vordere Kreuzband ist nicht funktionsfähig. Klar ist, die Heilung des Knochens benötigt Zeit.
Entscheidung gegen operative Maßnahmen
Nach der Verletzung entscheidet sich die Dreispringerin gemeinsam mit ihrem Orthopäden Uwe Wegener gegen eine Operation und setzt auf konservative Reha-Maßnahmen. Bereits drei Tage nach der Verletzung absolviert Neele Eckhardt-Noack die erste Einheit im Kraftraum. „Ich habe eine super Betreuung am Olympia-Stützpunkt in Hannover erfahren und alles gemacht, was möglich war“, berichtet die Dreispringerin. Besonders die Betreuung durch ihren Orthopäden habe einen wichtigen Baustein im Genesungsprozess dargestellt.
Als Teil des Regenerationsprozesses zählt neben dem Krafttraining und alternativen Trainingsformen wie Aquajogging eine ACP-Therapie. Dabei werden durch eine Eigenblutbehandlung die Regenerationsprozesse am Knie beschleunigt. Die Heilung und Regeneration des Körpers stehen im Vordergrund, das Ziel ist die Teilnahme an ihren zweiten Olympischen Spielen nach Tokio 2021.
Staatsexamen statt Weltmeisterschaften
Die Absage der Weltmeisterschaften in Budapest fiel der 31-jährigen besonders schwer, ansonsten habe sie mit der Verletzung gut umgehen können. Seit der Verletzung liegt der volle Fokus auf der Genesung: Statt Off-Season gab es nicht mehr als drei Tage Auszeit. Doch die Rehabilitationsmaßnahmen von Frank Reinhardts Schützling entwickeln sich kontinuierlich in eine positive Richtung. „Ich bin sehr zuversichtlich. Besonders in den letzten drei Wochen habe ich große Fortschritte machen können“, betont Neele Eckhardt-Noack.
Die Heilung des Knochens ziehe sich, aber Sprints und kleine Sprünge mit links sind im Training bereits wieder möglich. „Ich weiß nicht, was auf dem Weg noch kommt“, aber die Zuversicht und das Ziel der Olympische Spiele 2024 in Paris bleibt stets der große Antrieb. Eine mögliche Hallensaison steht in Abhängigkeit von der Entwicklung und dem weiteren Genesungsfortschritt in den nächsten Wochen.
Neben den zahlreichen Rehabilitationsmaßnahmen hat Neele Eckhardt-Noack im Juni ihr erstes Staatsexamen in den Rechtswissenschaften erfolgreich bestanden. Neben dem Sport brauche sie „etwas für den Kopf zu tun“ und so steht als nächstes Ziel die Promotion an. Zudem gibt es auch Überlegungen mit wenigen Stunden bei einem Anwalt zu arbeiten, um Berufserfahrungen zu sammeln. Der volle Fokus liegt aber weiterhin auf dem Sport.
Trainingsgruppe erhält Zuwachs
Vor der Olympia-Saison hat Neele Eckhardt-Noack Zuwachs in ihrer Trainingsgruppe bekommen. Mit der Vierten der U20-Weltmeisterschaften des vergangenen Jahres und mehrfachen Deutschen Meisterin im Nachwuchsbereich Anna Gräfin Keyserlingk (LG Göttingen), stößt eine weitere Dreispringerin zu der Gruppe rund um Trainer Frank Reinhardt nach Hannover. Mit einer Bestweite von 13,73 Metern platziert sich die 20-jährige damit auf Platz sechs der aktuellen nationalen Bestenliste.
Nach dem sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in ihrem Heimatverein absolviert hatte, wuchs der Wunsch nach Eigenständigkeit und Weiterentwicklung. Aus vorangegangenen Kaderlehrgängen kannte Anna Gräfin Keyserlingk bereits ihre neuen Trainingskolleginnen und fand so den Kontakt zu ihrer neuen Gruppe. „Ich brauche einen Trainer, der Ruhe ausstrahlt, damit ich jemanden habe, der mich in Wettkampfsituationen runterbringt“ weswegen sie mit Frank Reinhardt den richtigen Trainer an ihrer Seite wähnt.
Das Training in der Gruppe mit Neele Eckhardt-Noack, U23-Vize-Europameisterin Merle Homeier und Kira Wittmann (beide Hannover 96), die Anfang 2023 erstmals die 14,00 Meter-Marke knackte, „bringe die Intensität auf ein neues Level“. Neben dem Umzug nach Hannover will die Dreispringerin auch ihre universitäre Karriere mit einem Studium in „Public Relations“ an der Hochschule in Hannover weiter vorantreiben. Der Sport steht allerdings weiter an erster Stelle. Nach dem derzeitigen Entwicklungsstand sind sowohl eine Hallen- als auch Freiluftsaison geplant. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Jahr 2025, in dem für Anna Gräfin Keyserlingk die U23-Europameisterschaften anstehen.